Nachdem zahlreiche Wettkämpfe im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurden, freuten sich viele Läufer darauf, dass sie endlich wieder am 11. September messen konnten. Es stand ein sehr bedeutendes Event an: die Hessischen Leichtathletikmeisterschaften.
Auch der SC Steinberg konnte es kaum erwarten, wieder mal aktiv zu sein, und meldete gleich drei Läufer über die 5000m an: Tabea Kiefer, die Leistungsträgerin, welche den Lauf als Vorbereitung für was noch Größeres brauchte; Raphael Gottweis, der Ambitionierte mit hohen zeitlichen Zielen; und Daniel Potapczuk, der Leidenschaftliche, der den Laufsport aus seinem Leben nicht wegdenken kann, wurden alle angemeldet und vom Ausrichter im Startfeld akzeptiert. Trainerin Miriam Kiefer wusste um die Bedeutung eines so schnellen Laufes, sodass sie ihr Bestes gab, ihre Athleten darauf vorzubereiten. Vor allem stand sie Raphael Gottweis und Daniel Potapczuk zur Seite, da die Hessenmeisterschaft auf der Bahn für beide Neuland war und sie deswegen Beratung brauchten. Aber Miriam Kiefer kann ihre Athleten immer bestens einschätzen, sodass sich alles darauf hindeutete, dass das Training und die Beratung schon die halbe Miete waren. Jetzt musste nur noch der Wettkampftag passen.
Als die hessische Leichtathletikwelt am Freitag Abend nach Friedberg fuhr, waren alle ganz aufgeregt. Es war den Steinbergern bewusst, dass hier nur sehr schnelle Läufer antreten würden, weswegen man sowieso nichts mit dem Titel zu tun haben würde. Doch da die Motivationen zum Antreten anders waren, war es denen egal, wenn sie vorne nicht mitmischen konnten. Daniel Potapczuk sagte vorher, er brauche sich von der Elite nicht verrückt machen zu lassen, sogar wenn er die rote Laterne tragen würde. Die Hauptsache sei, mal überhaupt wieder den Spirit eines Wettkampfes spüren zu können, weswegen er nur seinen eigenen Lauf machen und die Stimmung im Stadion einsaugen wolle, um ein schönes Erlebnis zu haben. Raphael Gottweis konnte dem Ganzen nur zustimmen.
Bevor diese beiden aber starten konnten, war erst mal das Rennen der Frauen dran, mit Tabea Kiefer im Feld. Da sie mit dem 2005er Jahrgang eigentlich ein Jahr zu jung war, aber trotzdem eine schnelle Zeit für den Bundeskader brauchte, war es ihr erlaubt, außer Wertung antreten zu dürfen. Sie war somit die Jugendliche unter den erwachsenen Frauen. Doch davon ließ sie sich nicht einschüchtern. Sie ging anfangs etwas defensiv an, reihte sich hinter der größten Gruppe ein, und lief ein kontrolliertes Rennen. Mit der Zeit schob sie sich immer weiter nach vorne und ließ eine nach der anderen Konkurrentin hinter sich. Zum Schluss zog sie zu einem starken Zielspurt an, was in der Wertung der Frauen einen respektablen neunten Platz von 17 Teilnehmerinnen bedeutet hätte. Damit stellte Tabea Kiefer eine neue persönliche Bestzeit von 18:42 Minuten über 5000m auf und bewies, dass sie mit so jungen Jahren noch viel Potenzial hat. Das bedeutete, dass sie sich in der Sichtung über 5000m Gehen eine Woche später beweisen durfte, bei dem sechs Geherinnen in den Bundeskader aufgenommen werden sollten.
Nachdem Raphael Gottweis und Daniel Potapczuk den Erfolg ihrer Vereinskollegin sahen, waren sie ganz motiviert, ihre Form auch beweisen zu können. Sie begrüßten zunächst ihre Mitstreiter und informierten sich über die Ziele der Anderen. Als es klar war, dass alle Gegner schneller waren, entschieden sie sich, zusammen zu arbeiten und gemeinsam ein Rennen zu machen. Nach dem Startschuss verfolgte Raphael Gottweis sein hohes Ziel, während Daniel Potapczuk die ersten zwei Runden zum Reinkommen nutzen wollte und daher anfangs mit angezogener Handbremse lief. Nach 800m schloss Daniel Potapczuk zu seinem Vereinsläufer an, während ein Läufer vom SSC Hanau-Rodenbach beide blitzschnell überholte und die Steinberger auf den hinteren Rängen ließ. Das war der Zeitpunkt an dem es eine kleine Steinberger Gruppe gab, welche sich gegenseitig im Soll hielt. Nach der achten Runde aber bemerkte Daniel Potapczuk, dass er einen guten Tag erwischt hatte und setzte sich vor Raphael Gottweis. Danach liefen beide für sich. Auf den letzten zwei Runden packte Daniel Potapczuk noch einen drauf und verkleinerte die Lücke auf den Athleten vor ihm. Er sprintete und unterbot seine Bestzeit um ganze 40 Sekunden, was eine Bestzeit von 18:02 bedeutete. Raphael Gottweis folgte etwa 20 Sekunden dahinter und war auch so schnell wie nie zuvor. Im Ziel gratulierten sich dann alle Athleten und blickten stolz auf ihre Leistungen.
Für den SC Steinberg war es ein sehr gelungener Event. Alle drei Athleten hatten eine Bestzeit, Tabea Kiefer erreichte das Ziel für die Sichtung der Geherinnen genommen zu werden, und für die beiden jungen Männer war es mal etwas ganz Besonderes, ein Stadionrennen mit den ganz großen hessischen Namen zu laufen – ein Erlebnis, welches sie so schnell nicht vergessen werden.