10. September, 2017: Diesem Tag hatte die Familie Potapczuk ganz besonders entgegengefiebert, denn aus ihrer Sicht stand das sportliche Jahreshighlight – der 16. Marathon in der westfälischen Metropole Münster – auf dem Plan. Erstmalig starteten Andrew und seine beiden Söhne Daniel und Marius gemeinsam bei einem Marathon, und für alle drei hatte dieser Marathonlauf nicht nur deswegen einen ganz persönlichen Reiz. Für Daniel war es der Wunsch, als gebürtiger Münsteraner endlich mal seine Geburtsstadt kennenzulernen, während Andrew erstmals seit über zwanzig Jahren wieder seine geliebte Studentenheimat besuchen konnte. Für Marius war es der erste Marathon überhaupt in seinem Leben.
Beim Start am Schlossplatz verdrängte die „Gänsehaut-Atmosphäre“ sofort die anfängliche Aufregung. Jeder einzelne Zuschauer lebte förmlich das Motto des Marathons „Wir feiern unsere Helden“.
Die Strecke war sehr abwechslungsreich, da sie nicht nur durch die Innenstadt mit den Prachtbauten und der herrlichen Promenade, sondern auch über abgelegene Landschaftswege durch die Vororte Gievenbeck, Nienberge und Roxel verlief. Somit wurde den Läufern eine ideale Mischung aus Stadt- und Landschaftsmarathon geboten. Das letzte Viertel führte die Teilnehmer über die Stimmungshochburgen Gievenbeck und Aasee wieder zurück in die Innenstadt. Entlang der Strecke wurde für eine Vielzahl spannender Attraktionen gesorgt, von Motivationsschildern nach jedem Kilometer, bis hin zu Sambagruppen oder Stelzen-Künstlern. Die beiden absoluten Highlights waren jedoch die sogenannte Afrikameile bei Kilometer 41 – bei der den Läufern mit Trommeln und Dekorationen richtig eingeheizt wurde – sowie der Zieleinlauf auf rotem Teppich am Prinzipalmarkt.
Daniel war der Schnellste aus seiner Familie. Er musste sich am 3:30 Stunden Zugläufer orientieren, da seine Uhr nicht funktionierte. Trotz einer verletzungsbedingt sehr schlechten Vorbereitung hielt er bis Kilometer 30 gut mit. Doch bei Kilometer 33 musste er eine Toilettenpause einlegen, was ihn aus dem Rhythmus warf, und ab Kilometer 37 hatte er obendrein mit Krämpfen zu kämpfen, sodass er letztendlich „nur“ mit einer Zeit von 3:44:03 Stunden ins Ziel kam. Obwohl Daniel 19 Minuten von seiner Bestzeit entfernt war, konnte er dennoch zufrieden sein. Immerhin hat er seine Geburtsstadt von einer sehr schönen Seite kennengelernt und war sehr beeindruckt von der Strecke und der Stimmung. Er sagte sogar später, dass Münster der schönste Marathon war, den er bis jetzt gelaufen ist.
Andrew und Marius hatten ebenfalls eine verkorkste Vorbereitung: Marius fehlten schlicht und ergreifend aufgrund von anderen Verpflichtungen die langen Ausdauerläufe, die für ein gutes Durchkommen beim Marathon eminent wichtig sind; Andrew plagten eine Woche zuvor nach seiner letzten Ausdauereinheit heftige Schmerzen, so dass seine Marathonteilnahme zunächst auf Messers Schneide stand. Sie versuchten also, möglichst lange zusammen zu laufen, was bis Kilometer 25 gut klappte. Doch dann hatte Marius Probleme, das Tempo zu halten, und er fiel zurück. Andrew hingegen war positiv überrascht, wie einfach es lief: Von Schmerzen keine Spur. Dass er in Roxel bei Kilometer 29 vom Moderator Kurt Stenzel ausgerufen wurde, gab ihm zusätzlich einen großen Motivationsschub. Er beendete das Rennen in 4:00:16, womit er sehr zufrieden war, zumal er seine Zielzeit vom 3. Münster-Marathon 2004 sogar um einige Sekunden unterbieten konnte.
Nachdem Marius ab Kilometer 25 auf sich allein gestellt war, fing für ihn der Ernst an. Mit jedem Kilometer fiel es ihm schwerer. Er merkte, dass ihm die langen Läufe fehlten, und er musste etliche Gehpausen einlegen. Doch er gab nicht auf und biss sich tapfer durch. Im Ziel hatte er schließlich eine Zeit von 4:22:17 Stunden – eine hervorragende Leistung, wenn man bedenkt, dass er den Marathon fast „aus dem Stand“ gelaufen ist. Wie die Finisherfotos von ihm bezeugen, war er beim Zieleinlauf überglücklich. Und ganz nebenbei schreib er sogar noch Vereinsgeschichte als jüngster Marathonfinisher!
Fazit: Top organisierter Marathon mit toller Stimmung und einer wunderschönen Kulisse. Prädikat: Besonders empfehlenswert!