Für die meisten Marathonläufer im Rhein-Main-Gebiet stehen im Frühjahr Mainz oder der Weiltalmarathon, beziehungsweise im Herbst Frankfurt im Wettkampfkalender. Diesmal aber war alles für die Läufer vom SC Steinberg anders. Immerhin kennen sie ihre eigene Region schon ganz gut, also dachten sie, sie könnten als Sportler auch mal andere Orte kennenlernen. Insgesamt liefen die Steinberger in der ersten Jahreshälfte in vier verschiedenen Orten einen Marathon, aber kein Vereinsmitglied startete in Mainz oder beim Weiltalmarathon.
Für Bodo Hoffmann und Giuseppe Sanna ging die Reise nach Hamburg. In der internationalen Läuferszene ist das ein sehr beliebter Marathon, bei dem die meisten Teilnehmer viel Spaß haben. Dies war auch für die beiden Steinberger Athleten der Fall. Bodo Hoffmann war schon letztes Jahr von Hamburg so begeistert, dass er dieses Jahr wieder für den Event angemeldet war. Er lief im Entspannungsmodus, damit er die ganze Stimmung einsaugen konnte, was sich sehr gelohnt hat. Giuseppe Sanna hatte auch viel Spaß dabei. Er war von der schönen Strecke, der Organisation und vor allem der Stimmung beeindruckt. Doch ihm gelang zugleich etwas Anderes, was noch keinem Steinberger zuvor in der stolzen Vereinsgeschichte gelang: Er landete auf dem Titelbild des Hamburger-Abendblatts!
Der mit Abstand aktivste Marathonläufer war Erich Storz. Er lief gleich zwei Marathons in einem Monat, von denen einer sein 200. Start für den SC Steinberg war. Er folgte seiner großen Tradition in Helgoland zu starten. Erich Storz liebt diesen Marathon, was man auch daran erkennen kann, dass er schon 11 Jahre in Folge dort gelaufen ist. Laut eigener Aussage ist der große Reiz dieser Veranstaltung, dass es durch die schwere Steigung, die man fünf mal erklimmen muss, zwar eine große Herausforderung gibt, welche aber trotzdem nur Nebensache ist. Denn immerhin ist das Erlebnis des Laufes so einzigartig, dass man durchgehend zufrieden ist. Egal wo man sich auf der Strecke befindet, kann man überall das Meer sehen; und nirgendwo ist die Luft für einen Lauf so gut wie auf Helgoland. Deswegen lohnt es sich jedes Jahr wieder dort zu starten, so Erich. Doch damit nicht genug: Für den Ultraläufer sind Marathons „nur“ Vorbereitungen für noch längere Distanzen. Aus diesem Grund startete Erich nur eine Woche später wieder und lief durch die Innenstadt von Würzburg ein weiteres Mal 42,2 km.
Das exotischste Marathonziel in der ersten Saisonhälfte war ganz klar Liverpool. Hier schickte der SC Steinberg mit Daniel Potapczuk, Andrew Potapczuk und Steven Brauer gleich drei Athleten auf die volle Marathondistanz. Für alle war es ein großes Erlebnis, welches nicht nur das Laufen, sondern auch kleine Konzerte und viel Sightseeing beinhaltete.
Liverpool ist ein Teil der sogenannten „Rock n’ Roll Marathon Series“. Das bedeutet, dass auf jeder Meile eine Band (insgesamt 26) aus dem Großraum Liverpool für musikalische Stimmungsmache und Unterhaltung sorgten – jede Band mit der eigenen Stilrichtung. Zudem hat Liverpool trotz der hügeligen Strecke sehr viel Sehenswertes zu bieten. Der Start erfolgt am Hafen, wo man an den zahlreichen Prachtbauten vorbeiläuft, die nachdrücklich an die Zeit erinnern, als Liverpool die wichtigste Hafenstadt der Welt war. Danach führt die Strecke zu den Fußballstadien von Everton (Goodison Park) und Liverpool (Anfield Road), wo die Läufer sogar durchlaufen. Die Strecke verläuft dann weiter zum höchsten Punkt, wo man eine wunderschöne Aussicht auf die ganze Stadt hat. Weitere kulturelle Reize bekommt man im Irischen Viertel und in Chinatown. In Chinatown sorgte eine Band mit Chino-Rock-Medodien für die exotischte musikalische Darbietung. Auch den Einfluss der Beatles bekommt man zu spüren, da man den Cavern Club und die Penny Lane zu sehen bekommt. Im weiteren Streckenverlauf gibt es sehr schöne Parks und zum Schluss noch sieben Kilometer am Ufer der Mersey entlang bis zum Ziel. Liverpool ist somit entlang und auf der Strecke Top.
Daniel Potapczuk hatte auf Grund von körperlichen Rückschlägen keine richtige Vorbereitung. Trotzdem schaffte er es sich durchzubeißen, und er kam mit 3:41:22 Stunden durchweg zufrieden ins Ziel. Steven Brauer und Andrew Potapczuk liefen von Start bis Ziel zusammen und motivierten sich gegenseitig, wenn sie mal einen Durchhänger hatten. Beide kämpften gegen die hohen Temperaturen und die anspruchsvolle Strecke, aber sie kamen sogar ohne Gehpause mit 4:11:57 Stunden ins Ziel. Aber auch über die Halbmarathondistanz hatte der Verein mit Marius Potapczuk einen Starter. Auch er lief just for fun, begleitete seine Cousine und verhalf ihr zu einer guten Zeit. Die Finisher von Halbmarathon und Marathon bekamen schon eine sehr besondere Medaille. Aufgrund von Rock n’ Roll hatte die Medaille die Form eines Plektrons. Doch damit nicht genug: Weil Steven Brauer und Andrew Potapczuk ihre Frauen am Vortag über 5 Kilometer begleiteten, konnten sie zwei Starts am Rock n’ Roll Marathon Wochenende vorweisen. Wer mehr als eine Distanz läuft verdient sich eine Medaille in Form einer E-Guitarre. Allein für eine solche Medaille ist ein Start in Liverpool Goldwert!
Insgesamt kann man sagen, dass es zwar auch schön ist in Frankfurt zu laufen, aber trotzdem ist es nie verkehrt sich neue Marathonziele zu stecken, da es immer eine Erfahrung wert ist, etwas Neues kennen zu lernen.