Der 6. Mai war ein großer Tag für die Steinberger Läuferin Sara Kiefer. Zwar war sie “nur” angemeldet für einen ganz normalen Bahnlauf in Seligenstadt, aber dafür hatte sie die Möglichkeit, die Norm für die Deutsche Meisterschaft in der weiblichen U16 über 3000 Meter zu knacken. Alle wussten, dass das nicht leicht werden würde, da sie dafür 11:30,00 Minuten, also 11,7 Sekunden schneller laufen musste, als im letzten Monat bei den Hessischen Meisterschaften in Frankfurt.
Da die Langstreckenläüfe die letzten Events des Tages waren, fand sie den Weg nach Seligenstadt, als kaum noch jemand da war. Dann erfuhr sie auch noch, dass sie heute keine Konkurrentin hatte. Somit war die Anspannung riesig: Wie ist es überhaupt möglich, eine gute Zeit zu laufen, wenn weder Konkurrentinnen sie ziehen können, noch irgendwelche Fans anwesend sind, um ordentlich Stimmung zu machen? Da brauchte keiner lange zu überlegen: Die Norm konnte sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit abschminken.
Doch einen Funken Hoffnung gab es noch: Es gab drei Läufer der Seniorenklassen, die zeitgleich über die 5000 Meter Distanz starteten. Somit fragte Sara, ob die Läufer sie pacen würden. Doch zu ihrer Enttäuschung sagten alle drei, dass sie ihnen zu schnell sei. Nur einer sagte, dass er versuchen würde, ihr Tempo zwei Runden zu laufen. Aber zum Glück konnte Sara ihn überreden, sie über die ganze Distanz zu ziehen. Jetzt musste sie also zumindest nicht mehr alleine ihre einzige Gegnerin (die Uhr) schlagen.
Als der Startschuss fiel, war das Solltempo für den Pacer vom SSC Hanau-Rodenbach ungewohnt hoch, sodass die beiden sich anfangs nicht trauten auf die Tube zu drücken. Saras Eltern hatten sich aber strategisch positioniert, um die Zwischenzeiten durchzugeben, und machten ihnen klar, dass sie deutlich schneller laufen mussten. Inzwischen hatte es sich bei den anderen Trainern, Funktionären, Kampfrichtern und sonstigen Personen im Stadion herumgesprochen, dass die DM-Norm in Angriff genommen wurde, und alle feuerten Sara kräftig an.
Leider hing sie aber in jeder Runde hinter der Sollzeit her. Als jeder dann dachte, dass Sara es bei einem anderen Rennen probieren musste, war sie aber voller Ehrgeiz und holte nochmal ihre letzten verbliebenen Kräfte aus sich raus. Jetzt machte sie viele Meter gut. Eins stand jetzt fest: Es würde verdammt knapp werden. Doch ob es auch reichen würde? Die Uhr tickte runter, doch in einem überragenden Endspurt überquerte Sara die Ziellinie. Bei genau 11:29,99 Minuten blieb die Uhr stehen! Um eine Hundertstel hat Sara die Norm geknackt! Mann, war das ein Rennen!
Die wichtigste Qualifikationsleistung ist somit in der Tasche. Aber eine Nebenleistung muss noch erreicht werden. Hier hat Sara die Wahl zwischen 300 Meter Sprint, Hochsprung oder Weitsprung. Auch wenn die Nebenleistung noch nicht erreicht ist, kann Sara trotzdem schon stolz von sich behaupten, dass sie den ersten Schritt zur Deutschen Meisterschaft schon geschafft hat. Das hat es in der langen Vereinsgeschichte noch nie in den Jugendklassen gegeben!