Traditionell findet im November beim Lauftreff des SC Steinbergs ein ganz besonderer Event statt. Es ist kein reiner Trainingslauf, kein „ganz normaler“ Wettkampf, kein Vereinsausflug und auch kein Fest. Es ist der Steinberger Verfolgungslauf, ein spezieller Wettkampf mit so besonderen Regeln, dass alle Athletinnen und Athleten trotz unterschiedlichem Alter und Leistungsniveau auf dem Papier die gleiche Chance auf den Sieg haben. Doch wie ist das möglich? Die Antwort lautet: Man gibt den langsamen Athleten einen Vorsprung, den die Schnellen aufholen müssen.
Startberechtigt sind alle Steinberger Vereinsmitglieder und Teilnehmer des Lauftreffs, die im aktuellen Kalenderjahr mindestens einen 10-km-Wettkampf bestritten haben. Von allen Athleten wird die Jahresbestzeit zugrunde gelegt. Der Langsamste darf anfangen, die Übrigen starten mit dem zeitlichen Abstand, der der Differenz zwischen ihrer eigenen Bestzeit und der des „Hasen“ entspricht.
Bei der fünften Auflage dieses Rennens am 18. November 2017 durfte Neuzugang Doris Ossot mit einer JBZ von 1:05:45 den Hasen spielen, sodass sie das Glück hatte, als einzige Teilnehmerin ohne zeitliches Handicap zu starten. Währenddessen bereiteten sich die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihren Lauf vor. Nachdem Doris schon 3:30 Minuten im Steinberger Wald unterwegs war, durfte die Chefin Ingrid Keim loslaufen, da sie dieses Jahr eine Bestzeit von 1:02:15 aufzuweisen hatte. Katrin Kürschner war dieses Jahr 7:23 Minuten schneller als Doris, sodass sie erst nach 7:23 Minuten loslaufen konnte. Nach diesem Prinzip ging es von Athlet zu Athlet weiter.
Nach einer langen Wartezeit von fast 10 Minuten nach dem Start von Katrin wurde Allan Metzler in den Wald geschickt. Nach ihm musste Brian Woodrow jedoch nur noch weitere 19 Sekunden warten, bis es auch bei ihm losging. Somit zeigte sich, dass die Abstände zum Vordermann ganz unterschiedlich lang sein konnten. Es folgten noch neun weitere „Jäger“, bis endlich der schnellste Starter dieses Tages an der Reihe war: Keanu Petry mit einer JBZ von 39:02 Minuten. Bis zu diesem Zeitpunkt war Doris schon fast 27 Minuten unterwegs und hatte schon fast die Hälfte der Strecke hinter sich!
Mit der Zeit holten die schnellen Läufer auf, sodass alle immer enger aneinander rückten und es auf den letzten zwei Kilometern zu spannenden Platzierungskämpfen kam. Ab Kilometer 8 konnte man sich so langsam die entscheidende Frage des Tages stellen: Wer würde am Ende die Nase vorn haben und als Erster die Ziellinie überqueren?
Erfahrungsgemäß erreichen die meisten Verfolgungsläufer annähernd ihre JBZ, doch die größten Chancen haben diejenigen, die ihre JBZ bei diesem verrückten Rennen auch noch unterbieten können. Um das zu vollbringen, müssen sich die Athleten aber stark anstrengen.
In diesem Jahr gelang es sogar vier Personen, ihre Bestzeit zu unterbieten. Es gewann Ingrid Keim (-40 Sek.) mit einem großen Vorsprung vor Lauftreffleiter Uwe Glaum (-24), der als 12. ins Rennen gegangen war. Danach spielte sich ein spannendes Sprintduell um den zweiten Platz der Männer ab, welches Andrew Potapczuk (-5) für sich entschied, gefolgt von Allan Metzler mit nur einer Sekunde Abstand! Nur zehn Sekunden später überquerte Doris Ossot (+6) als zweite Frau die Ziellinie. Eine gute Minute später kam das Hauptfeld an, angeführt von Jochen Fleischmann. Hinter ihm lief Keanu Petry ein, der auf seinen letzten 20 Metern noch Miriam Kiefer, die dritte Frau, und Daniel Potapczuk überholen konnte. Die nächste Gruppe bestand aus Reiner Fischer (+1:53) und Katrin Kürschner (+2:00). Auch Brian Woodrow und Silvano Maccioni waren Teil dieser Gruppe und hatten einen Abstand von nicht mehr als einer Sekunde zueinander. Jetzt warteten alle auf die letzten beiden Teilnehmer, die keinen guten Tag erwischt hatten und leider ihre JBZ nicht annähernd erreichen konnten. Doch auch für Marius Potapczuk und schließlich für Klaus Kempf gab es im Ziel vom Publikum einen großen Applaus.
Nach dem Lauf wurden alle Teilnehmer, Helfer und Schaulustigen zur Belohnung mit warmem Tee versorgt. Dabei redete man über den Lauf und tauschte persönliche Erfahrungen des Wettkampfes miteinander aus. Am Abend feierten alle Vereinsmitglieder gemeinsam beim Herbstfest der Langlaufabteilung, bei dem auch die Siegerehrung stattfand.
Ein besonderer Dank gilt den beiden Zeitnehmern Bernd Keim und Norbert Kasten, sowie Giuseppe Sanna, der ganz spontan Doris auf dem Fahrrad begleitete, da sie mit der Strecke nicht vertraut war. Ebenfalls ein großes Dankeschön an Bodo Hoffmann für die Bildergalerie:
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