Um mal die Erfahrung eines ganz anderen Wettkampferlebnisses machen zu können, fuhr eine Gruppe der Steinberger Läufer am 14. Juli nach Goldbach, wo sie am beliebten Rats-Run teilnahmen. Das Besondere an diesem Lauf ist, dass er nicht auf normalen Wegen, sondern im unebenen unterfränkischem Gelände auf einem mit Hindernissen gespickten Parcours stattfindet. Damit es eine Herausforderung wird, stellt der lokale Motocross-Club sein Gelände zur Verfügung, welches sehr viele Steigungen und Gefälle bietet, die ansonsten nur für Stunts gedacht sind. Zusätzlich werden nur für den einen Tag sehr viele Hindernisse künstlich hinzugefügt.
Das Ganze klingt für viele, vor allem junge Athleten, nach einer ganz witzigen Geschichte, sodass die Jugendtrainerin Miriam Kiefer seit einigen Jahren mehrere Läuferinnen und Läufer aus dem Verein dazu motiviert, die Herausforderung anzunehmen. Dabei geht es nicht darum, dass jeder so schnell wie möglich ins Ziel kommt, sondern um gemeinsam als Team Rücksicht aufeinander zu nehmen und sich gegenseitig über die Hindernisse zu helfen. Immerhin soll es ja ein Spaßevent sein, bei dem Teamwork an erster Stelle steht.
Doch dieses Jahr gab es für die routinierten Wiederholungstäter vom SC Steinberg eine Neuerung. Erstmals hatten sie mit Michael Grünewald einen Gastläufer aus dem befreundeten Verein TGS Niederrodenbach im Team. So gingen alle motiviert als ein sogenanntes „Ratspack“ an die Startlinie und warteten, bis es losging.
Nachdem der Startschuss fiel, liefen alle um die erste Kurve und sahen dort schon, dass der Kurs nichts für Angsthasen ist. Es wartete ein Gefälle, welches so steil ist, wie man sich das nur beim Skispringen vorstellt, mit anschließender Steigung, die genauso steil wieder hoch geht. Aber der Trick ist einfach keine Angst vor solchen Passagen zu zeigen, aber auch nicht zu risikoreich zu sein, damit man sich routiniert wie im normalen Alltag verhält. Es folgten immer mehr solcher Steigungen. Einige waren sogar so steil, dass man diese entweder nur mit Hilfe von Seilen oder Wurzeln hochklettern konnte.
Aufgrund dieser Anstrengung war jeder Kilometer gefühlt dreimal so lang wie normal. Deswegen erlebten manche Teammitglieder eine böse Überraschung, als die erste Kilometermarke auftauchte, denn bis dahin war erst ein Zehntel geschafft! Doch die Routinierteren motivierten alle, die an sich zweifelten, weiter zu machen und das Ganze durchzuziehen.
Ab dem dritten Kilometer wurde es noch ernster. Hier begann der erste schlammige Abschnitt, sodass man ab diesen Punkt dreckig wurde. Alle Teilnehmer mussten durch einen Container watscheln, der ein Meter tief mit Schlamm befüllt war. Aber hier dachte sich das Team, dass man schließlich angereist ist, um ein besonderes Erlebnis zu haben. Somit ist es sogar erwünscht, solche Hindernisse mitzunehmen, also wateten sie alle beherzt dadurch. Kurz darauf kam ein weiterer Container, durch den man kriechen musste. Dieser war mit Rindenmulch befüllt, also blieb dieser an den schlammigen Beinen kleben. Der Schmutz wurde schließlich mit der Durchquerung eines dritten mit Wasser befüllten Containers abgewaschen, und klatschnass lief die Mannschaft weiter.
Nach diesen künstlichen Hindernissen ging es durch eine Weidelandschaft in den Wald hinein. Kamen jetzt entspannte Waldwege? Von Wegen! Zunächst ging es immer tiefer ins Tal, bis der Bach erreicht wurde. Dieser hatte nur schlammige Stellen, in denen man langsam einsank. Aus dem Bach kam man nur wieder raus, indem man sich wieder an Seilen hochzog. Dann ging es lange Zeit querfeldein bergauf, bis sich das alles bei einem zweiten Bach wiederholte. Als es kurz vor dem Waldausgang steil bergauf ging, war oben am höchsten Punkt eine künstliche Dusche befestigt, welche dafür sorgte, dass es immer rutschiger wurde, je höher man kam.
Der letzte Kilometer führte die Steinberger wieder über das Motocrossgelände. Hier warteten zahlreiche Fans, um den Läufern einen letzten Motivationsschub zu geben. Ein paar künstliche Hindernisse waren noch zu bewältigen, bis das Schlimmste kam: Die Schlammrutsche. Hier bestand nur das erste Viertel aus Kunststoff, der Rest der Rutsche führte einen Erdhügel hinunter, auf dem man jede natürliche Unebenheit spürte. So mancher Teilnehmer holte sich dabei einen aufgekratzten Rücken. Am Ende landete man in einem Haufen Strohballen, die einen abfingen. Von dort aus hieß es: Egal wie man sich wehgetan hatte: Aufstehen und weiter machen!
Zum Schluss kamen noch zwei lange und böse Steigungen, danach eine Kurve mit zwei Hindernissen und dann das Ziel. Diese letzten Meter bewältigte das Team nochmal gemeinsam, um als feiernde Gruppe das Ziel zu erreichen.
Nach dem Lauf waren alle glücklich über die weitere Erfahrung. Alle Läuferinnen und Läufer aus dem Team klatschten sich gegenseitig ab, holten sich ihre Medaille ab und posierten dann für gemeinsame Fotos. Jeder hatte eine ganze Menge Spaß, eine neue Geschichte zum Erzählen und einen Körper der sofort unter die Dusche musste. Gut gelaunt duschten sich alle ab und setzten sich danach zusammen, um ein gemeinsames Mittagessen bei einer schönen Aussicht zu genießen. Bevor die Steinberger ihre Heimreise antraten, warteten sie gespannt auf die Siegerehrung. Und tatsächlich gab es sogar eine Platzierung. Diese ging an Tabea Kiefer, da sie die Schnellste in ihrer Altersklasse war. Somit durfte sie eine schöne Trophäe nach Hause mitnehmen.
Der Rats-Run war für den SC Steinberg so ein großer Erfolg, dass sie im nächsten Jahr wieder an einem „Xtreme Run“ teilnehmen wollen.
Für weitere Bilder dieses ungewöhnlichen Teamevents siehe die Bildergalerie.