Erfolgreicher Marathon in Coronazeiten

Eigentlich stand für das zweite Aprilwochenende im Jahr 2021 für drei Steinberger Läufer der Freiburg Marathon im Laufkalender.

Als dieser aber zum zweiten Mal in Folge aufgrund der hohen Coronazahlen abgesagt werden musste, war zunächst eine Menge Frust im Spiel. Doch danach begann das SC-Trio, bestehend aus Andrew Potapczuk, Steven Brauer und Brian Woodrow, andere Pläne zu schmieden. Und somit fiel alsbald die Entscheidung, an diesem Wochenende Covid zum Trotz ihren eigenen persönlichen Marathon durchzuziehen. Ohne große Läuferschar, ohne anfeuernde Menschenmassen und ohne Stimmung durch Bands und Moderatoren an der Strecke, sondern ganz privat zu dritt. Wichtig sollte nur eine Sache sein: dass am Ende das Messgerät 42,195 km anzeigen würde.

Über mehrere Wochen hinweg wuchsen die drei Läufer als Team zusammen. Sie planten viele lange Vorbereitungsläufe, liefen diese zusammen und trafen organisatorische Entscheidungen, wie zum Beispiel Streckenverlauf, Startzeit und Verpflegungsstrategie.

Eines Tages machte Steven Brauer eine sensationelle Entdeckung: Just an diesem Marathonwochenende sollte ein virtueller Marathon (marathon-germany.de) stattfinden. Das kam den Marathonis wie gerufen, und sie meldeten sich alle sofort an.

Die Reaktionen von Freunden und Bekannten zu dieser Idee fiel unterschiedlich aus. Ingrid und Bernd Keim waren so begeistert, dass sie sich kurzerhand als Fahrradbegleitung und mobile Verpflegungsstelle anboten.

Am Marathontag trafen sich dann Läufer und Helfer draußen auf der Straße an der Startlinie. Alle waren schon sehr motiviert, denn schließlich sollte es kein Gegeneinander werden, in dem jeder mehrere Stunden für sich alleine läuft, sondern ein Miteinander, damit man sich gegenseitig helfen kann und von guten Freunden motiviert wird, weiter zu machen.

Es kann losgehen!

Die Strecke sollte weitestgehend flach und asphaltiert sein, und außerdem möglichst den Ampeln aus dem Weg gehen. Deswegen schlug Bernd Keim eine Route bestehend aus zwei Runden vor, von Dietzenbach-Steinberg, über Jügesheim und Rembrücken und anschließend über Heusenstamm nach Steinberg zurück. Die letzten Kilometer würde man mit einer Extraschleife durch das Wohngebiet und durch den Steinberger Wald gestalten.

Pünktlich um Mittag gab Ingrid Keim das Startsignal, und schon war das Trio unterwegs. Immer wenn es nötig war, wurde den Läufern etwas an Verpflegung vom Begleitfahrrad gereicht. Hier hatten alle ihre eigene Verpflegungsstrategie. Was konsumiert werden sollte (Gels, Wasser, Bananenstücke) zu welchem Zeitpunkt und in welcher Menge bestimmten die Läufer selbst. Somit zeigt sich mal wieder, dass die unterschiedlichen Körper alle andere Sachen brauchen, aber dennoch ist das mentale Ziel immer das Gleiche: Alle wollen den Marathon schaffen.

Unterwegs auf der Strecke zwischen Rembrücken und Heusenstamm – zur Abwechslung mal ein bisschen Schatten

Auf der zweiten Runde übernahm Katrin Kürschner die Fahrradbegleitung. Für die Läufer wurde es zum Ende hin teilweise schwierig. Die Fans, die normalerweise alle Läufer über die Ziellinie tragen, fehlten, sodass es nur noch mehr zur Kopfsache wurde, als üblich. Außerdem war es inzwischen viel wärmer geworden; im Training hatten noch kältere Temperaturen geherrscht. Doch mit dem Motto „Einer für Alle und Alle für einen“ blieben die drei Teilnehmer fokussiert und motivierten sich gegenseitig, weiter zu machen. Zusätzlich wurden sie immer wieder mit Durchhalteparolen von Katrin angespornt.

Dass unterschiedliche Uhren und Tracking-Apps unterschiedlich messen, ist bekannt. Am Ende eines Marathons können die Unterschiede aber recht groß sein. Für Steven war der Marathon nach 4:26:25 vorbei; Brian und Andrew jedoch müssten weiterlaufen, noch eine Runde um den Block drehen, da ihre Geräte noch keine 42,2 km anzeigten. Selbstverständlich ließ Steven seine Mitstreiter nicht im Stich und begleitetet sie weiter. Brian konnte seine Uhr mit 4:30:10 stoppen, aber auch er lief weiter mit, bis schließlich auch Andrew den Marathon in 4:31:47 beendete. Es war vollbracht, Marathon geschafft!

Zum Schluss noch ein Foto mit Katrin, dann ging es zur wohlverdienten  Zielverpflegung.

Die Zielverpflegung: Donauwelle gebacken von Ingrid Keim

Zusammenfassend kann man sagen: Dieser „virtuelle“ Marathon war alles andere als virtuell. Er war real, eine ganz besondere Herausforderung, ein ganz neues, aufregendes Erlebnis. Die Zielzeiten waren zwar deutlich von den Bestzeiten der Teilnehmer entfernt, aber auf die Zeit kam es heute gar nicht an. Es war ja schließlich ein Teammarathon, bei dem es nur auf das Miteinander und das Durchhalten ankam. Wichtig war nur, dass die drei Teilnehmer gemeinsam bewiesen, dass sie sich nicht vom Coronavirus den Marathon nehmen lassen, sehr viel Teamspirit zeigten, indem sie für alle da waren, und vor allem neue persönliche Erfahrungen sammelten. Und mit dem schönen Finisher-T-Shirt und der hochwertigen Medaille, die im Startgeld enthalten waren, werden die Steinberger immer ein tolles Andenken an diesen erfolgreichen Tag haben.

Ein besonderes Dankeschön gilt den eifrigen Begleitern.

Hinweis:

Laut Veranstalter ist eine Neuauflage des Events für den 10. Juli 2021 geplant. Zusätzlich zum Marathon sind Halbmarathon, 10km und 5km im Angebot. Alle Strecken können auch mit Walking absolviert werden. Weitere Information demnächst unter

http://marathon-germany.de/.