Virus gelingt es nicht, eine Tradition zu stoppen

Aufgrund der Covid-19 Pandemie wird zur Zeit jede Veranstaltung abgesagt. Davon ist der 1. Mai als Feiertag auch nicht befreit. Egal auf was sich die Menschen gefreut haben, sie müssen bis zum nächsten Jahr warten. Für die lokale Läuferwelt bedeutet das, dass der kleine, familiäre und traditionsreiche Lauf am 1. Mai in Nieder-Erlenbach ausfallen muss.

Beim SC Steinberg gibt es aber einen Haushalt, welcher genau davon betroffen ist. Das Vater-Sohn-Gespann Andrew und Daniel Potapczuk tritt seit 2004 jedes Jahr in Nieder-Erlenbach an, weil sie diese Veranstaltung lieben. Daniel Potapczuk sagte sogar vor einigen Jahren: „Einen 1. Mai ohne Nieder-Erlenbach wird es für mich niemals geben. Dann fehlt mir einfach etwas im Leben.“

Somit standen die beiden Steinberger vor einem Problem, aber Daniel hatte eine Idee: Er sagte, dass er in den nördlichsten Stadtteil von Frankfurt fahren würde, um die Strecke einfach für sich abzulaufen. „Das ist halt dann ein Event ohne das Wettkampffeeling, ohne die Stimmung und ohne die riesige Läuferfamilie. Aber trotzdem ist das noch Nieder-Erlenbach und das kann mir keiner nehmen.“ Sein Vater war von der Idee begeistert und sagte, dass er gerne mitkommen würde. Schließlich ist der Lauf auch bei Andrew ans Herz gewachsen.

Da Andrew aufgrund einer Verletzung nur die Strecke wandern wollte, fragte Daniel seinen Trainingspartner Valentin Teufel, der auch schon mehrmals in den letzten Jahren dort gestartet ist, ob er ihn dabei mit 1,5 Meter Sicherheitsabstand begleiten würde. Dieser sagte, dass das der Lauf ist, auf den er sich am meisten gefreut hat, also wollte er genau so wie das Vater-Sohn Gespann auf einer anderen Weise den Lauf genießen.

Somit hatten sie selbstverständlich, wie es sich in Coronazeiten gehört, getrennte Anreisen. Pünktlich um 9:30 Uhr (der angesetzten Startzeit) standen Daniel Potapczuk und Valentin Teufel an der virtuellen Startlinie. Da die Sportanlage aufgrund der aktuellen Lage gesperrt war, erfolgte der Start direkt am Parkplatz. Diesmal wurde aber nur ein langsames Trainingstempo gewählt, da man in Zeiten ohne Wettkampf nichts riskieren sollte. Es stellte sich heraus, dass dies die richtige Entscheidung war, da den beiden Läufern so viel mehr auf der Strecke aufgefallen ist, als sie es jemals im Läufertunnel wahrgenommen hätten. Zum Beispiel bemerkten die zum ersten Mal, dass es viel Kleingartenkultur gibt, dass man drei mal einen herrlichen Ausblick auf die Frankfurter Skyline hat und dass das große Gebäude, an dem man vorbei läuft, eine feste Frankfurter Größe ist, da es zum Riedhof gehört. Da Daniel Potapczuk und Valentin Teufel sich auch eher als Erlebnisläufer bezeichnen, war es genau das Richtige.

Jedoch mussten sie die Strecke minimal ändern. Die traditionelle größere 3 Kilometerrunde wurde weiterhin 3 mal gelaufen, bei der es immer abwechselnd einen Kilometer flach, einen Kilometer bergauf, einen Kilometer bergab ging. Doch um auf 10 Kilometer zu kommen, wurde zum Schluss die Schülerrunde ergänzt.

Andrew Potapczuk wanderte die Strecke für neue Einblicke mal anders herum. Er dachte sich, dass er ohne Zeitvorgabe alle Zeit der Welt hat, um viele Geheimnisse auf der Strecke zu entdecken und die Natur beobachten zu können. Er nutzte auch mal die Gelegenheit, Fotos von der Landschaft und seinen beiden entgegenkommenden Vereinskollegen zu machen.

Insgesamt hatten alle Beteiligten viel Spaß und kamen ganz glücklich an. Sie waren sich alle einig, dass es der beste Tag seit Beginn der Pandemie war. Es tat mal gut, dem Auge eine landschaftliche Abwechselung zu bieten, die richtig gute Luft auf der Strecke einatmen zu dürfen und das Beste aus der Situation zu machen. Zum Abschluss gab es mitgebrachtes Wasser und Bananen, da es diese auch jedes Jahr in der Zielverpflegung gibt. Damit konnten alle die erfolgreiche Veranstaltung schön ausklingen lassen und einen erfolgreichen 1. Mai abschließen, wobei sogar alle Hygienevorschriften beachtet wurden.

Nach dem Event stellten sich Andrew Potapczuk (Bild 1) und Valentin Teufel mit Daniel Potapczuk mit symbolischer Andeutung des Sicherheitsabstandes auf (Bild 2).